Samstag, 23. Februar 2013

B A D I N C E N T I V E S

Die Macht schlechter Anreize
The Edge Annual Question — 2013
WHAT *SHOULD* WE BE WORRIED ABOUT?

By Sam Harris / translation : me

Imagine that a young, white man has been falsely convicted of a serious crime and sentenced to five years in a maximum-security penitentiary. He has no history of violence and is, understandably, terrified at the prospect of living among murderers and rapists. Hearing the prison gates shut behind him, a lifetime of diverse interests and aspirations collapses to a single point: He must avoid making enemies so that he can serve out his sentence in peace.
Stellen Sie sich vor, ein junger, weißer Mann wurde irrtümlich wegen eines Verbrechens zu fünf Jahren Zuchthaus in einem Hochsicherheitsgefängnis verurteilt. Er hat sich bisher nichts zu schulden kommen lassen und die Aussicht, unter Mördern und Vergewaltigern leben zu müssen, ängstigt ihn verständlicherweise. Sobald die Gefängnistore hinter ihm zuschlagen, fällt ein ganzes Leben von unterschiedlichen Interessen und Bestrebungen auf einen einzigen Punkt zusammen: Er muss vermeiden sich Feinde zu machen, um seine Strafe friedlich absitzen zu können.
 
Unfortunately, prisons are places of perverse incentives—in which the very norms one must follow to avoid becoming a victim lead inescapably toward violence. In most U.S. prisons, for instance, whites, blacks, and Hispanics exist in a state of perpetual war. This young man is not a racist, and would prefer to interact peacefully with everyone he meets, but if he does not join a gang he is likely to be targeted for rape and other abuse by prisoners of all races. To not choose a side is to become the most attractive victim of all. Being white, he likely will have no rational option but to join a white-supremacist gang for protection.
Leider sind Gefängnisse Orte der perverse Anreize, in denen die Normen, denen jemand folgen muss, um zu vermeiden, ein Opfer zu werden, unweigerlich zur Gewalt führen müssen. In den meisten US-Gefängnissen, zum Beispiel, führen Weiße, Schwarze und Hispanics einen ständigen Krieg gegeneinander. Dieser junge Mann ist kein Rassist, und würde es vorziehen, mit jedem, dem er begegnet friedlich zu interagieren, aber wenn keiner Bande beitritt, wird er wahrscheinlich zum Ziel von Vergewaltigung und anderem Missbrauch bei den Gefangenen aller Rassen. Sich auf keine Seite zu schlagen macht ihn zum attraktivsten Opfer von allen. Als Weißer, wird er wahrscheinlich nur eine vernünftige Option haben, nämlich einer "white-supremacy-gang (weiße Vorherrschaft Gang) beizutreten, um Schutz zu finden.

So he joins a gang. In order to remain a member in good standing, however, he must be willing to defend other gang members, no matter how sociopathic their behavior. He also discovers that he must be willing to use violence at the tiniest provocation - returning a verbal insult with a stabbing, for instance - or risk acquiring a reputation as someone who can be assaulted at will. To fail to respond to the first sign of disrespect with overwhelming force, is to run an intolerable risk of further abuse. Thus, the young man begins behaving in precisely those ways that make every maximum security prison a hell on earth. He also adds further time to his sentence by committing serious crimes behind bars.
So schließt er sich einer Bande an. Um ein Mitglied mit gutem Ansehen zu bleiben, muss er jedoch bereit sein, andere Bandenmitglieder zu verteidigen, egal um welche Soziopathen es sich dabei handelt. Er entdeckt auch, dass er bereit sein muss, bei der kleinsten Provokationen Gewalt anzuwenden, beispeilsweise eine verbale Beleidigung mit einer Messerstecherei benantworten, oder er geht das Risiko ein, sich den Ruf zu erwerben, er sei jemand, der willentlich angegriffen werden kann. Ersten Zeichen von Respektlosigkeit nicht mit überwältigender Gewalt zu begegnen birgt die unerträgliche Gefahr, sich weiter gehendem Missbrauch auszuliefern. So beginnt der junge Mann sich genau in der Weise zu verhalten, die jedes Hochsicherheitsgefängnis zu einer Hölle auf Erden macht. Er verlängert auch seine Zeit hinter Gittern indem er weitere schwereVerbrechen begeht.

A prison is perhaps the easiest place to see the power of bad incentives. And yet in many other places in our society, we find otherwise normal men and women caught in the same trap and busily making life for everyone much less good than it could be. Elected officials ignore long-term problems because they must pander to the short-term interests of voters. People working for insurance companies rely on technicalities to deny desperately ill patients the care they need. CEOs and investment bankers run extraordinary risks—both for their businesses and for the economy as a whole—because they reap the rewards of success without suffering the penalties of failure. Lawyers continue to prosecute people they know to be innocent (and defend those they know to be guilty) because their careers depend upon winning cases. Our government fights a war on drugs that creates the very problem of black market profits and violence that it pretends to solve….
Ein Gefängnis ist vielleicht die einfachste Ort, um die Macht schlechter Anreize zu studieren. Und doch finden wir an vielen anderen Orten in unserer Gesellschaft sonst normale Männern und Frauen in der gleichen Falle gefangen. Eifrig gestalten sie das Leben für alle viel weniger gut als es sein könnte. Gewählte Vertreter ignorieren langfristige Probleme, weil sie den kurzfristigen Interessen der Wähler nachgehen müssen. Menschen arbeiten für Versicherungen und verlassen sich auf Formalien, die todkranken Patienten die Pflege, die sie brauchen, verweigern. CEOs und Investmentbanker gehen außergewöhnlichen Risiken ein, sowohl für ihr Unternehmen als auch für die Wirtschaft als Ganzes, weil sie die Früchte des Erfolgs ernten können ohne für ein Scheitern abgestraft zu werden. Rechtsanwälte gehen weiterhin gegen Menschen vor, von denen sie wissen, dass sie unschuldig sind (und verteidigen die, von denen sie wissen, dass sie schuldig sind), weil ihre Karrieren von gewonnenen Fällen abhängen. Unsere Regierung kämpft einen Krieg gegen Drogen, der das eigentliche Problem des schwarzen Marktes und dessen Gewinnschöpfung und Gewaltausübung zu lösen vorgibt, erst schafft ...

We need systems that are wiser than we are. We need institutions and cultural norms that make us better than we tend to be. It seems to me that the greatest challenge we now face is to build them.
Wir brauchen Systeme, die weiser sind als wir. Wir brauchen Institutionen und kulturelle Normen, die uns besser machen als unsere Neigungen. Es scheint mir, diese aufzubauen, ist die größte Herausforderung, der wir gegenüber stehen.

_________________________________________________________________________

see also (and much more) on Sam Harris blog:

"Training the emotional Brain"  /  "What's the Point of Transcendence?"   /  "A contemplative Science"  / "Rational Mysticism"   /  "On Spiritual Truths"  /   "Science on the Brink of Death"


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen